HIV Infizierte können mittlerweile eine Risikolebensversicherung zugunsten ihrer Angehörigen oder ihres Partners abschließen.

 

Aufgrund einer Studie des Schweizer Rückversicherers Swiss Re mit dem Titel „Insurablility of HIV positiv people treated with antiretroviral therapy in Europe“ wurde festgestellt, dass HIV Infizierte die durch eine bestimmte hochwirksame Kombinationstherapie aus mehreren Medikamenten behandelt werden, eine fast normale Lebenserwartung haben.  Diese liegt mit 75 Jahren genauso hoch wie bei Rauchern. Somit sind Policen mit einem 20 Jahre Zeitraum auch in diesen Fällen machbar, vorausgesetzt eine antiretrovirale Therapie wurde rechtzeitig, d.h. früh nach der Infektion begonnen.

Voraussetzungen für den Antrag einer Risikolebensversicherung

  1. Medizinische Fortschritte: Dank der Fortschritte in der Behandlung von HIV haben mittlerweile viele HIV-Positive eine fast normale Lebenserwartung. Das hat dazu geführt, dass einige Versicherungsgesellschaften ihre Richtlinien angepasst haben.

  2. Individuelle Risikoeinschätzung: Die Versicherer nehmen in der Regel eine individuelle Risikoeinschätzung vor. Dies bedeutet, dass Faktoren wie die aktuelle Gesundheit, die Viruslast, die Art und Regelmäßigkeit der Behandlung sowie eventuelle Begleiterkrankungen berücksichtigt werden.

  3. Versicherungsbedingungen: Manche Versicherer bieten spezielle Tarife für HIV-Positive an, die jedoch möglicherweise höhere Prämien und strengere Bedingungen umfassen.

  4. Transparenz und Ehrlichkeit: Es ist wichtig, bei der Antragstellung alle relevanten Gesundheitsinformationen offenzulegen. Andernfalls kann die Versicherung im Schadensfall die Leistung verweigern.

  5. Beratung durch Experten: Es kann hilfreich sein, sich von einem Versicherungsmakler oder einem spezialisierten Berater beraten zu lassen, der Erfahrung mit dem Abschluss von Versicherungen für HIV-Positive hat.

Wie sieht  bei einer Risikolebensversicherung die Risikoeinschätzung  des Versicherers aus? 

Die Risikoeinschätzung eines Versicherers für eine Risikolebensversicherung umfasst eine detaillierte Bewertung der gesundheitlichen und anderen relevanten Informationen des Antragstellers. Bei HIV-Positiven wird diese Einschätzung besonders gründlich durchgeführt. Hier sind die wichtigsten Aspekte, die in die Risikoeinschätzung einfließen:

  1. Gesundheitszustand:

    • Virale Last: Die Menge des HIV-Virus im Blut. Eine niedrige Viruslast, besonders wenn sie durch antiretrovirale Therapie gut kontrolliert wird, kann sich positiv auf die Risikoeinschätzung auswirken.
    • CD4-Zellzahl: Diese Zellen sind ein Indikator für die Funktion des Immunsystems. Höhere CD4-Werte sprechen für ein stärkeres Immunsystem.
    • Allgemeiner Gesundheitszustand: Allgemeine Gesundheitsdaten wie Gewicht, Blutdruck, Cholesterinwerte und das Vorhandensein anderer Krankheiten oder gesundheitlicher Beschwerden.
  2. Medizinische Historie:

    • Dauer der HIV-Infektion: Wie lange die Person bereits mit HIV lebt.
    • Behandlung und Therapietreue: Informationen zur antiretroviralen Therapie, wie lange sie bereits durchgeführt wird, und wie konsequent die Medikamente eingenommen werden.
    • Krankenhausaufenthalte und Erkrankungen im Zusammenhang mit HIV oder anderen gesundheitlichen Problemen.
  3. Lebensstil:

    • Rauchen: Ob der Antragsteller raucht oder nicht.
    • Alkohol- und Drogenkonsum: Informationen über den Konsum von Alkohol und Drogen.
    • Ernährung und körperliche Aktivität: Allgemeine Lebensgewohnheiten, die die Gesundheit beeinflussen können.
  4. Soziale und berufliche Faktoren:

    • Beruf: Bestimmte Berufe können mit einem höheren Risiko verbunden sein.
    • Familienanamnese: Informationen über Krankheiten in der Familie, die ein erhöhtes Risiko für bestimmte Erkrankungen darstellen könnten.
  5. Zusätzliche medizinische Untersuchungen:

    • Ärztliche Atteste und Gutachten: Der Versicherer kann zusätzliche ärztliche Atteste oder Gutachten anfordern.
    • Bluttests: Um aktuelle Gesundheitswerte und die Viruslast zu überprüfen.

Diese umfassende Risikoeinschätzung hilft dem Versicherer, das individuelle Risiko des Antragstellers einzuschätzen und zu entscheiden, ob und zu welchen Konditionen eine Risikolebensversicherung angeboten werden kann. Aufgrund der verbesserten Behandlungsmöglichkeiten und der damit verbundenen längeren Lebenserwartung für HIV-Positive sind viele Versicherer mittlerweile bereit, Policen anzubieten, auch wenn diese häufig mit höheren Prämien verbunden sind.

 

Während in den USA schon im vergangenen Jahr zum Welt Aids Tag öffentlich die Inanspruchnahme von Lebensversicherungen für Aidskranke verkündet wurde, halten sich deutsche Versicherer oft noch zurückhaltend. Offensive Werbung ist hier nicht zu erwarten. Nachdem die Krankheit in den 80ger Jahren ausgebrochen ist und es bis heute noch keinen HIV Patienten gibt, der seit 40 Jahren mit der Krankheit lebt, gibt es hinsichtlich der Langzeitfolgen noch Unsicherheiten.

Gerade bei einem Hausbau, Gründung einer Firma oder anderen großen Anschaffungen ist es für die Betroffenen genauso wichtig, ihre Partner und Angehörigen gegen Schulden oder Existenznöte abzusichern. Hier ist es sinnvoll einen Makler zu Rate zu ziehen, denn es kommt auf die Verhandlungen mit dem jeweiligen Sachbearbeiter der Versicherer an, inwieweit eine Annahme oder Ablehnung zum Abschluss erfolgt.

(Quelle: gdv 2016/09)